La Baule, Pornichet und Saint Nazaire |
Im Luxushotel L'Hermitage Barrière in La Baule wurden wir freundlich empfangen. Gleich nachdem wir angekommen waren, hatten wir Mühe, einen Hotelboy davon abzuhalten, unser Auto gleich wieder auf den nahegelegenen Hotelparkplatz wegzufahren. Schließlich wollten wir nach der Anmeldung erst einmal unser Gepäck ausladen. Eine Angestellte der Rezeption führte uns in unser Zimmer und zeigte uns dabei die verschiedenen Säle, Restaurants und anderen Räume und erläuterte uns unsere Möglichkeiten in diesem Hotel. Angesichts der Restaurantpreise wußten wir schnell, daß wir hier nur das umfangreiche, qualitativ hochwertige Frühstücksbuffet (das in der Übernachtung inbegriffen war) ausgiebig nutzen wollten, um tagsüber die Gegend zu erkunden und erst nach dem Abendessen zurückzukehren. Unser Zimmer war großzügig eingerichtet, aber angesichts des Zimmerpreises, den wir ja zum Glück nicht zu zahlen brauchten, keineswegs besonders luxuriös zu nennen. Es hatte auch leider keinen Meerblick, dafür blickten wir in ein sehr grünes Villenviertel dieses bekannten Badeortes. Wir waren bereits am frühen Nachmittag in La Baule eingetroffen, so daß genügend Zeit war, sich noch etwas in der Umgebung umzusehen. Zunächst gingen wir zum breiten Strand, der direkt vor unserem Hotel lag. Obwohl erst der 9. September war, gehörte der Strand fast allein den Möwen. Hier oben im Norden Frankreichs war in diesem Jahr der Sommer zeitig zu Ende gegangen, von Strandleben an diesem mit 12 Kilometern angeblich längstem Badestrand Europas war nichts zu sehen. Das Meer lag zu unserer großen Enttäuschung sanft und ruhig da, gar nicht so, wie wir dies von früheren Aufenthalten am Atlantik kannten. Trotz des trüben Himmels konnte man weit über die Bucht von La Baule sehen, an deren Küste sich die Orte Le Pouliguen, La Baule und Pornichet von Norden nach Süden aneinanderreihen. Wir bummelten ein wenig auf dem muschelübersäten Strand entlang, der ganz anders als am Mittelmeer einen sehr festen Untergrund bildete und so ein bequemes Laufen ermöglichte. Dann wechselten wir auf die Uferpromenade, an der sich Hotelbauten an Hotelbauten reihen - echt langweilig. Bei der Ankunft waren wir durch das Zentrum dieses als mondän bekannten Badeortes gekommen und haben dort viele teure Boutiquen gesehen für Mode, Kosmetik und Schmuck. Insgesamt ist La Baule für uns mit Sicherheit nicht der Traumurlaubsort. Aber wie heißt es so schön: "Einem geschenkten Gaul sieht man nicht ins Maul!" Wir hatten genug gesehen und beschlossen, das Auto zu holen und gleich noch an diesem Nachmittag südwärts nach Saint Nazaire zu fahren. Nachdem wir uns durch das Einbahnstraßensystem und die Staus endlich durchgekämpft hatten, landeten wir natürlich am Hafen. Schließlich besitzt St. Nazaire den größten Atlantikhafen Frankreichs. Auffallend war ein eigenartiger, düsterer, klotziger Betonbau, den wir dann als einen riesigen U-Boot-Bunker aus dem zweiten Weltkrieg erkannten. Die Deutschen hatten diesen Bunker für ihre U-Boot-Flotte errichtet und St. Nazaire bis zum Kriegsende gehalten. Trotz inzwischen anderer Nutzung bleiben diese dunklen, grauen Wände, die Hallen und Wasserbecken ein recht trostloser und ein bißchen gruseliger Anblick. Das Wetter tat ein übriges, es war inzwischen noch schlechter und kälter geworden. Auf dem Rückweg nach La Baule kehrten wir in Pornichet in eine kleine Pizzeria mit karibischem Flair ein, welches uns wieder ein wenig wärmer werden ließ. |
Guérande |
Nach einer angenehmen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg in die Guérande. Seitdem wir diesen Aufenthalt gewonnen hatten, haben wir uns auf diese Besichtigung gefreut. Schließlich hatten wir schon des öfteren von dieser Gegend gehört, die wohl der berühmteste Standort für die Meersalzgewinnung in Frankreich ist. Daß die Halbinsel der Guérande nach einer gleichnamigen Stadt benannt ist, lernten wir erst jetzt. Die Wegweiser führten uns in eine Kleinstadt, deren Zentrum von einer völlig intakten Stadtmauer aus dem 14. und 15. Jahrhundert umgeben ist. Durch eines der mächtigen vier Stadttore gelangten wir in das mittelalterlich anmutende Städtchen, in dem geschäftiges, modernes Leben herrschte. Enge Gassen beherbergten moderne Boutiquen, künstlerische Ateliers, touristische Souvenirläden und bretonische Crêperien und Restaurants. Auffallend waren die vielen hübschen Zunftzeichen, mit denen die Läden und vor allem Crêperien geschmückt waren. Vom Stadttor St. Michel führte unsere Gasse direkt auf den Marktplatz neben der Stiftskirche St. Aubin. Dort wurde gerade ein Bauernmarkt abgehalten. Auch der Besuch in der daneben befindlichen Markthalle war interessant. Ungewöhnlich für uns der Anblick der geschlachteten Hühner, die mit Köpfen und Füßen angeboten werden, sowie der noch lebenden, herumkrabbelnden Langusten. Uns hat diese Festungsstadt sehr gut gefallen, sie erinnerte uns lebhaft an die mittelalterlichen Festungsstädte, die wir aus dem Süden kennen wie Carcassonne und Villefranche-de-Conflent. Danach fuhren wir wieder Richtung Meer hinaus in die Salzfelder, die hier marais salants, Salzsümpfe, genannt werden. Wir merkten sehr schnell, daß die Saison der Salzgewinnung offenbar vorbei war, kein Salzbauer war bei der Arbeit zu sehen. Trotzdem war das Prinzip der Gewinnung des Meersalzes deutlich zu erkennen. Während der Flut fließt das Meerwasser durch geöffnete Schieber in die vielenkleinen und größeren Becken. Das Gefälle zwischen den unterschiedlichen Becken und die Regelung des Wasserlaufs durch die Salzbauern läßt das Wasser von Becken zu Becken fließen, wobei es an der Oberfläche durch die Sonneneinstrahlung und den Meerwind immer weiter verdunstet, so daß der Salzgehalt ansteigt und in den inneren Becken das kostbare Meersalz schließlich kristallisiert. Von höchstem kulinarischen Wert ist dabei die sogenannte Salzblume Fleur de Sel. Diese kann nur bei besonders heißem, trockenem Wetter in den Salzgärten geerntet werden, da kann sich direkt auf der Wasseroberfläche eine dünne Salzschicht ausbilden. Diese dünne makellos weiße Schicht, die ja nicht mit Lehm in Berührung gekommen ist, wird von den Salzbauern, den paludiers, vorsichtig mit Hilfe eines speziellen Schiebers „gepflückt“. Aufgrund der nur geringen Mengen, die erzeugt werden, ist Fleur de Sel ein teures, besonders gefragtes Erzeugnis. Das graue, grobe Meersalz setzt sich in den Becken am Boden ab und wird von dort von den Salzbauern an die Ränder geschoben, wo es trocknet und dann per Schubkarre abtransportiert wird. Wegen seines hohen Reichtums an Spurenelementen ist es ebenfalls wertvoll und wird in der Hausmannskost, für Gerichte mit Salzkruste, zum Salzen von Gemüsekochwasser und für Grillgerichte gern verwendet. Übrigens ist das Guérande-Meersalz weniger salzig als das Mittelmeersalz, es sei dadurch zarter und aromatischer. Auf jeden Fall haben wir uns hier mit dem Guérande-Salz gut eingedeckt, um es zu Hause zu verwenden und zum Teil auch zu verschenken. Weil das Wetter sonnig und warm war, suchten wir uns am Nachmittag einen Badestrand und fanden einen geeigneten auch in Pouliguen. Wir sonnten uns ein Stündchen und badeten in den dort heftig anbrandenden Atlantikwellen. Dabei mußten wir gut darauf achtgeben, nicht gegen die reichlich vorhandenen Steine und Felsen im Untergrund geschleudert zu werden. Wenn man dann noch bedenkt, daß dies seit vielen Jahren das erste Mal war, daß wir angezogen (diese unsinnige Bade"kleidung"!) ins Wasser gingen, so war es nicht das reine Vergnügen ... Aber wir haben die Gelegenheit genutzt, wenigstens einmal wieder im Atlantischen Ozean zu baden. |
Le Croisic |
Von Guérande kommend an den Salzgärten vorbei gelangt man nach Batz-sur-Mer und weiter nach Le Croisic, das an der Spitze der Halbinsel Guérande liegt. So entdeckten wir diesen sehr ansprechenden Ort bereits an unserem ersten Ausflugstag. Ein großer Yachthafen lud zum Bummeln an der Kaimauer ein. Direkt daneben gab es eine abwechslungsreiche Uferpromenade mit vielen Freisitzen vor den Restaurants, die Straßen und Brücken waren blumengeschmückt, die Sonne strahlte, die Crêperien und anderen Restaurants luden zum Verweilen ein - es war, wie es im Urlaub sein sollte! Auf der Küstenstraße umrundeten wir die Gemeinde und erkundeten auf diese Weise die zerklüftete, wild wirkende Felsenküste, die wohl für die gesamte Bretagne recht typisch ist. Weil uns dieses Hafenstädtchen so gut gefiel, beschlossen wir, zum Abendessen hierher zurückzukommen. Wir kehrten in eine der vielen einladenden Crêperien ein und verzehrten jeweils ein Galette, d.h. ein herzhaftes Crêpe aus Buchweizenmehl, welches mit verschiedenen Beigaben wie z.B. Schinken, Käse, Ei serviert wird. Als Getränk paßt dazu hervorragend ein Cidre Brut, der hier nicht aus Gläsern, sondern aus Tassen oder Keramikschalen getrunken wird. Zum Nachtisch ließen wir uns ein süßes Crêpe mit einer Karamelsoße und gesalzener Butter bringen, eine regionale Spezialität in der "Salzgegend" Guérande. Diese süß-salzige Mischung ergibt einen ganz besonderen Genuß und kann ich nur empfehlen! Wer also solch ein Angebot wie Crêpe caramel au beurre salé auf der Speisekarte findet, sollte es probieren. Am zweiten Ausflugstag haben wir uns deshalb am Abend erneut dasselbe "Menu" in einer anderen Crêperie von Le Croisic bestellt und waren wieder vollauf zufrieden. |
La Roche-Bernard, Billiers und Piriac-sur-Mer |
Nach der zweiten Nacht in La Baule blieb uns noch ein Tag für eine Exkursion in die Umgebung. Weil wir wissen, daß die geheimnisvollen Menhire und Dolmen so typisch für die Bretagne sind, studierten wir eine touristische Karte der Umgebung und suchten nach den kartographischen Zeichen für diese Steine. Bei Billiers im benachbarten Département Morbihan wurden wir fündig. Unterwegs lag eine Stadt mit dem hübschen Namen La Roche-Bernard, so daß wir diese zu unserem ersten Ziel an diesem Tag machten. Tatsächlich erwies sich dies als eine sehr gute Wahl, denn La Roche-Bernard war wirklich eine Besichtigung wert! Hoch über dem Ufer der Vilaine gelegen, ca. 10 km von deren Mündung entfernt, bietet diese Kleinstadt eine reichhaltige Geschichte und eine sehenswerte historische Altstadt. Auch der große Flußhafen und die hohe und lange Kettenbrücke, die hier über die Vilaine führt, sind der besonderen Erwähnung wert. Diese Stadt wird wegen ihrer Lage auch gern als "Tor zur Bretagne" bezeichnet, liegt sie doch, seitdem das Département Loire-Atlantique mit dem alten Sitz der Herzöge der Bretagne, Nantes, nicht mehr zu der Verwaltungsregion Bretagne gezählt wird, an der südlichen Grenze dieser Region. Nach einem ausgiebigen Bummel durch die hübsche Altstadt sind wir dann auf der Suche nach den keltischen Hünengräbern weitergefahren über die Brücke auf die andere Seite der Vilaine bis nach Billiers. Zunächst haben wir uns die Spitze der dortigen Halbinsel, die Pointe de Pen-Lan angesehen, die in die Vilaine-Mündung hineinragt und uns den an diesem Tag wieder kalten Wind um die Nase wehen lassen. Danach haben wir nach einem kleinen Fußmarsch auf der Steilküste bei Nieselwetter den ersten Dolmen gefunden, eine Ansammlung fast im Kreis liegender Steine. Auf der anderen Seite des Parkplatzes war der zweite angekündigte Dolmen zu besichtigen. Er war ob seiner heutigen Form, die ihm im Laufe der Jahrhunderte Küstenabbrüche gebracht haben, etwas origineller, denn er sieht wie eine Kröte aus - und heißt deshalb auch so. Generell werden als Dolmen, was aus dem Bretonischen kommt, und Steintisch bedeutet, alle aus der Jungsteinzeit und Bronzezeit überkommenen aus großen Steinblöcken errichteten Bauwerke bezeichnet. Meistens sind sie wohl Grabstätten gewesen. Wegen der Kälte hielt uns hier nichts mehr. Auf der Rückfahrt sind wir nach Piriac-sur-Mer gefahren, einem kleinen Ort mit einem großen Yachthafen. Nachdem wir uns in einer Brasserie etwas aufgewärmt haben und sich sogar ab und zu die Sonne blicken ließ, haben wir den auch wieder sehr hübschen, blumengeschmückten Ort besichtigt. Mich hat es nicht gewundert, später zu lesen, daß Piriac-sur-Mer als kleiner "Ort von Charakter" (Cité de caractère) ausgezeichnet worden ist. Der Heimweg nach La Baule führte wie gehabt wieder über Le Croisic zum Abendessen. Und am nächsten Tag hieß es nach einem morgendlichen Regenschauer Abschied zu nehmen von La Baule, der Guérande und der Bretagne, um quer durch Frankreich die Rückreise in den Alltag anzutreten. |
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