Wenn man sich in Katalonien aufhält, zumindest dann, wenn es öfter ist oder über einen längeren Zeitraum, fällt einem die Sardana auf. Bei vielen festlichen Gelegenheiten, in manchen Orten auch ganz regelmäßig, wird die Sardana getanzt. Die Sardana ist zweifellos DER katalanische Nationaltanz.
Katalonien bezeichnet hier die katalanische Provinz gleichen Namens zusammen mit benachbarten katalanisch geprägten Gebieten in Nordspanien ebenso wie das französische Nordkatalonien, d.h. das Département Pyrénées-Orientales bzw. das sogenannte Roussillon. Im Französischen spricht man von der Sardane, weshalb ich hier meistens auch dieses Wort verwende.
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Die Sardane ist ein Reigentanz, zu dem sich beliebig viele Tänzerinnen und Tänzer im Kreis an den Händen fassen und sich abwechselnd links und rechts herum bewegen oder auch am Ort bleiben und dabei für den Außenstehenden recht kompliziert wirkende Schrittfolgen ableisten. Dies erfolgt meist mit ernster Miene, denn die Tänzer müssen ihre Schritte und Sprünge tatsächlich abzählen. Die Musik klingt für unsere mitteleuropäischen Ohren recht ungewöhnlich. Sie wird stets von einer elfköpfigen Kapelle (einer "Liveband" zum Verständnis für die Jüngeren), der sogenannten Cobla, produziert. Diese spielt immer zwölf Instrumente, d.h. ein Musiker bedient deren zwei, dies ist der Leiter der Cobla. Es sind die Blasinstrumente, die die manchmal recht quäkend klingende Melodien beherrschen, hinzu kommt ein Kontrabass. Der Leiter spielt eine kleine dreilöchrige Flöte in einer und eine kleine Trommel in der anderen Hand.
Die Coblas genießen in Katalonien weit über ihre Herkunftsorte hinaus ein hohes Ansehen, was man am Beifall des Publikums sehr deutlich merkt.
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Von Freunden hatten wir gehört, daß jedes Jahr Anfang September am Schloß Valmy ein besonderes Sardane-Fest stattfindet.
Unsere Erkundigungen ergaben, daß es diesmal am 6. September stattfinden und es sich dabei um die 34. Aplec von Valmy handeln würde. In der katalanischen Sprache bedeutet Aplec Versammlung. Die Aplec von Valmy ist 1974 entstanden und wird vom Sardane-Förderverein "Foment de la Sardane" jedes Jahr am ersten Wochenende im September veranstaltet. Liebhaber der Sardana sind eingeladen, hier vor zauberhafter Kulisse in ausgelassener Stimmung zur Musik guter Coblas zu tanzen. Sie kommen aus dem gesamten Département und auch aus Spanien und halten auf diese Weise die katalanische Kultur lebendig.
Wir selbst waren ja nur Zaungäste, aber es hat uns sehr gut gefallen. Der Schloßpark von Valmy oberhalb von Argelès-sur-Mer bietet für dieses Fest eine hervorragende Kulisse. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick über die Weinberge auf den Ort, den Strand und das Meer. Der Park selbst bietet lauschige, schattige Plätze. Brunnen, gewundene Spazierwege und Picknickgelegenheiten runden das Bild vor dem märchenhaft anmutenden kleinen Schloß ab.
Am Vormittag fanden die Tänze im Hof des vor dem Park gelegenen kommunalen Kulturhauses statt. Nach der Mittagspause, in der die Tänzer, die Coblas und ihre Gäste umfangreich versorgt wurden, wurde im Park am Brunnen vor der Kulisse des Schlosses weitergetanzt. Im übrigen waren Essen und Trinken in dem moderaten Eintrittspreis enthalten.
Unsere Fotos und Videos zeigen deutlich, daß die Tänzer echte Liebhaber des Tanzes, keine Profis, sind, sondern eben Einwohner aus Argelès, aus dem Roussillon und aus dem spanischen Südkatalonien.
Das Wetter war herrlich, das Essen und der Wein schmeckte, die Stimmung war großartig - ein rundum gelungener Tag!
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„Die Sardana, die vom Empordà ausging und ganz Katalonien erobert hat, ist mehr als ein Element unserer Folklore. Sie wurde zu unserem Nationaltanz, zu einem wesentlichen Baustein im Leben unseres Volkes. Die Demokratie inspiriert ihre Regeln. Jeder ist willkommen, zu jedem Moment. Die Feinfühligkeit gebietet es, in eine Sardana auf der linken Seite des Mannes neu einzutreten. So kann seine Partnerin auf der rechten Seite verbleiben. Das Symbol dieses Tanzes besteht darin, sich in vollkommener Harmonie und Gleichheit die Hände (in einem Kreis) zu reichen. Diese Normen verweisen auf die tiefsten Grundlagen unseres Charakters, denen wir immer treu bleiben sollten.“
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Pau Casals, Katalanischer Musiker, in Olot 1968
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