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März 2005 - Ostern im Roussillon

Frankreich - das ist die Schönheit und Vielfalt seiner Landschaften, das sind Tausende Kilometer Küste an sehr verschiedenen Meeren, das sind Paris und andere lebhafte Großstädte, das sind viele malerische kleine Städte und Dörfer, das sind die freundlichen Menschen, das sind exzellente Weine und Käse. Es fällt sicher manchem noch etwas ein, was man an Frankreich schätzen kann. Das Hexagon ist aber auch ein Land vieler sehr unterschiedlicher Kulturen und Sprachen. Im Süden bemüht man sich mancherorts wieder um den Erhalt bzw. die Wiederbelebung der provençalischen und okzitanischen Sprache und Tradition. Eigenständige Kulturen haben auch die Basken, die Bretonen, die Flamen, die Elsässer und die Katalanen.

Gerade der Frühlingsanfang ist wohl überall eine hohe Zeit der Traditionspflege. So konnten wir bei unserem Urlaubsaufenthalt über Ostern im tiefsten Süden Frankreichs einige katalanische Bräuche hautnah erleben. Unser Urlaubsziel liegt im Roussillon, das 1659 mit dem Pyrenäenfrieden von Spanien nach Frankreich gekommen ist. Im heutigen Département Pyrénées Orientales, das sich im wesentlichen mit dem historischen Roussillon deckt, spürt man auch heute noch überall die spanischen Wurzeln und die besondere Verbundenheit mit dem Nachbarland. Die Départements-Hauptstadt Perpignan nennt sich auch Perpinyà - La Catalunya und fühlt sich als kleine Schwester von Barcelona. In vielen Zusammenhängen ist der Blick eher auf sie als die Hauptstadt Kataloniens als auf die Regionalhauptstadt Montpellier oder gar auf das ferne Paris gerichtet. Die lebendigen Bräuche ergeben eine Klammer des Zusammenhalts Kataloniens über staatliche Grenzen hinweg. Noch heute singt man "Venim del nord, venim del sud" als Ausdruck dieser Zusammengehörigkeit.

Seit 1416 gibt es in Perpignan die katholische Bußbrüderschaft "Confrérie de la Sanch", die seit fast 600 Jahren - durch staatliche Verbote unterbrochen von 1777 bis 1950 - die älteste katalanische Karfreitags-Prozession veranstaltet. An diesem Karfreitag zogen in der Altstadt die roten und schwarzen Kapuzenmänner auch an uns vorbei. Bestimmt knapp 1000 Männer haben sich lange Faltenkutten angezogen und die Caparutxa, eine hohe Spitzkappe mit Augenschlitzen, über den Kopf gezogen. In dieser mittelalterlichen Aufmachung sehen sie furchterregend aus wie Angehörige des amerikanischen Ku-Klux-Klan, aber sie wollen nur ganz friedlich den Gläubigen die Leiden Christi vor Augen führen. 35 Mysterienbilder, die Wochen vorher in gemeinsamer Arbeit hergestellt wurden, stellen den Kreuzweg und die Leiden von Jesus dar. Die misteris sind schwer, immer wieder müssen die Männer anhalten und sich beim gemeinsamen Tragen abwechseln. Zwischen den Männergruppen in den schwarzen oder roten Büßergewändern laufen schwarz gekleidete Frauen, viele den Rosenkranz betend. Einige Männer und Frauen sind barfuß und betonen so ihren Bußgang. Wenn man bedenkt, daß der Karfreitag in Frankreich kein Feiertag ist, so muß man den Enthusiasmus der Beteiligten an dieser religiösen und traditionellen Prozession um so mehr bewundern. In den engen Straßen der Cité von Perpignan drängen sich am Rande der Prozession Gläubige aus der Stadt und der Umgebung. Dazu kommen viele Touristen aus dem In- und Ausland. Für viele Spanier ist „La Sanch“ ein Anlaß, in die Hauptstadt Nord-Kataloniens zu kommen. Wir haben auf den Anfahrtsstraßen und den Parkplätzen auffällig viele Autos mit spanischen Nummern gesehen. Sicherlich ist diese berühmte Prozession heute eine Mischung aus religiöser Tradition, katalanischer Folklore und touristischer Attraktion. Wenn man Karfreitag in der Residenz der einstigen Könige von Mallorca sein kann, so sollte man sich dieses besondere Schauspiel aber nicht entgehen lassen.

Eine weitere regionale Besonderheit, die wir erleben konnten, ist die Sardane, der Tanz der Katalanen. In der Wochenendzeitung des „L'Indépendant“ war es angekündigt: Am Nachmittag des Ostersonntag in Canet-en-Roussillon rencontre sardaniste mit der Cobla principal del Rosel auf der Hauptpromenade zum Mittelmeer, den ramblas (Barcelona läßt grüßen!). Auf einem Podest plazierten sich die Musiker, gekleidet in den katalanischen Farben Goldgelb und Blutrot. Kaum erklangen die ersten Takte, strömte ein Teil der rings um den Platz versammelten Frauen und Männer auf die Freifläche vor den Musikern. Sie bildeten kleinere und größere Kreise, fassten sich an den Händen und begannen zu tanzen. Eine ganz eigenartige Faszination geht von den einfachen Melodien und dem sehr ungewöhnlichen Rhythmus aus. Die Tänzer bleiben auf der Stelle und wiederholen die immer gleich bleibenden Schrittkombinationen. Wie auf Kommando gehen plötzlich die Arme hoch, immer Hand in Hand, und bilden so eine Krone über dem Kreis der Tanzenden. Viele Tänzer und Tänzerinnen sind älter, aber auch junge Leute mischen sich darunter. Einige wenige tragen Trachtenwesten oder die rote katalanische Zipfelmütze, die meisten aber ganz normale Straßenkleidung. Viele haben sich Sportschuhe angezogen, einige auch die aus Bast geflochtenen „spanischen Sandalen“, die espadrilles. Da ermüden die Füße beim Tanz nicht so schnell. Immer mehr Leute drängen auf die Tanzfläche, fügen sich in die Kreise ein oder bilden neue. Wenn die Kreise zu groß werden, schlüpfen neue Tänzer unter den Armen der Tanzenden durch und bilden innerhalb der tanzenden großen Kreise neue kleinere. Ein interessantes Schauspiel für uns, offensichtlich ohne jede Choreographie. Hier wird einfach eine Jahrhunderte alte Tradition und damit ein gutes Zusammengehörigkeitsgefühl gepflegt. Unter der Franco-Diktatur in Spanien war die Sardana verboten, Franco hatte wohl Angst, die Katalanen tauschen während dieses Tanzes geheime Botschaften durch entsprechende Fingerbewegungen aus, um ihren Unabhängigkeitskampf voran zu bringen.

Ostermontag waren wir dann in Saint-Cyprien, um einen weiteren französisch-katalanischen Osterbrauch kennenzulernen. Der Veranstaltungsplan in der Zeitung versprach "Partage de l'omelette pascale" (Teilen des Osteromeletts) ab Mittag - das wollten wir uns ansehen. Auf dem Dorfplatz war eine Bühne aufgebaut, rund um den Platz saßen die Dorfbewohner und ihre Gäste an langen Tischen und feierten. In einer Ecke waren fleißige Frauen und Männer damit beschäftigt, frische Baguettes aufzuschneiden, Eier aufzuschlagen und in einer Reihe von Tiegeln Rührei zu braten. Wir wurden von einer der fleißigen Frauen sofort angesprochen, ob wir auch etwas möchten. Zur Auswahl stand Rührei "nature" oder mit Boudin noir, einer katalanischen Blutwurst. In ein halbes aufgeschnittenes Baguette eingefüllt und in die Hand gedrückt, „Bon appetit!“, das war alles eins. So saßen wir in der warmen Frühlingssonne und ließen es uns schmecken. Einen Becher Rosé konnten wir uns an einem anderen Stand kaufen, alles andere war gratis. Nachdem alles aufgeteilt und alle satt und zufrieden waren, begann eine Folkloregruppe in farbenfreudigen Trachten katalanische Volkstänze vorzuführen. Als sich die Gruppe zum Umziehen zurückgezogen hatte, spielte die kleine Kapelle offenbar bekannte Volkslieder und alle sangen mit, auf katalanisch! Auch hier konnten wir miterleben, daß in dieser schönen Region Frankreichs alte Bräuche, Lieder und Tänze noch lebendig sind. Das ganze Dorf saß an diesem Osterfeiertag zusammen, um gemeinsam zu feiern.
Eine solche Atmosphäre zu erleben, ist schon schön: wir sind in Frankreich!



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